Hallo Afrika in Lübeck!
2022 zeigen die LÜBECKER MUSEEN drei Ausstellungen zu Afrika in Lübeck. Mit dieser Webseite verlassen wir die Museumsräume und fragen Sie: Was verbindet Sie mit Afrika? Welche afrikanischen Traditionen leben in Lübeck heute? Welche Spuren kolonialer Geschichte kennen Sie in der Stadt? Wir erinnern wir uns an diese Zeit?
Wir wollen die Gegenwart und die heutige Stadtgesellschaft in die Ausstellungen miteinbeziehen, den Stimmen der afrikanischen Migrant:innencommunity Gehör verschaffen, sowie bisher unbekannte Orte und Erzählungen unserer gemeinsamen Geschichte und Gegenwart im urbanen Raum sichtbar machen.
Das Projekt lebt von Ihren Beiträgen! Wir laden Sie ein, sich einzubringen und mit anderen in Kontakt zu treten!
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2 große Schwerpunkte dominierten den Tag:
• Die Buchpräsentation „Spuren der Lübecker Kolonialgeschichte“ des Herausgebers Dr. Lars Frühsorge
• Eine lebhafte Diskussionsrunde mit Franziska Schüssler und vielen Mitbürgern aus der African community in Lübeck über das Thema Rassismus und Diskriminierung
Das Buch behandelt die Kolonialgeschichte Lübecks ein bisher verdrängtes Kapitel in der Hansestadt:
• Spüren von ersten Afrikanern in Lübeck
• das Wirken Lübecks in dem Sklavenhandel,
• der Boom von Kolonialwaren in der Hansestadt
• Missionare aus Lübeck
• Reisen, Aktivitäten und Eindrücke von LübeckerInnen im kolonialem Afrika.
• Die Völkermorde
• Etc..
wurden erläutert.
Viele Ausschnitte aus dem Buch sind in einigen Beiträgen hier schon zu lesen.
Ein Besonders Kapitel für mich war, die Spüren erster Afrikaner in der Hansestadt. Hier 4 spannende Beispiele aus dem Buch:
„…Der erste bisher bekannte Afrikaner in Lübeck. Sein europäischer Name war Julião und auch er war ein Sklave. Allerdings wurde er 1666 von einem in Lissabon ansässigen Lübecker Kaufmann namens Meier zur Ausbildung nach Lübeck gesandt, ein Privileg, das sonst nur Söhne der dortigen Kaufleute genossen. Julião lebte vier Jahre bei der Familie des Kaufmannes und besuchte eine Lübecker Schule, um schließlich nach Portugal zurückzukehren.“
„….Der zweite uns namentlich bekannte Sklave Johann Andreas von Akkani hingegen kam ca. 1738 im heutigen Ghana zur Welt. 1748 wurde er im dänischen Fredensborg (Dänisch-Guinea) verkauft. Da Johann seinen Besitzer, den jungen Gouverneur und lübeckischen Kaufmann August Friedrich Hachenburg (1720-1777) vor einem Giftanschlag warnte, wurde er zum Dank befreit, mit nach Lübeck genommen und ebenfalls unterrichtet. Am 6. August 1753 wurde er in St.Marien getauft, Taufzeugen und Namensgeber waren die Lübecker Bürgermeister Johann Friedrich Carstens und Andreas Albrecht von Brömsen.“
„…. Bekannt ist auch die Sklavin Anna von der brasilianischen Plantage des Lübecker Kaufmannes Johann Bruhns. Dessen Tochter, Julia Mann (1851-1923), die Mutter der Schriftsteller Heinrich und Thomas Mann, beschreibt in ihren Lebenserinnerungen Aus Dodos Kindheit wie sie sehr zum Missfallen ihrer deutsch-brasilianischen Familie - ganz freundschaftlich und unbefangen mit den Versklavten spielte. Besagte Anna begleitete Julia Mann nach dem Tod ihrer Mutter sogar als Kindermädchen nach Lübeck. Da dunkelhäutige Menschen damals nur selten in der Stadt zu sehen waren, erregte die Frau bei ihrer Ankunft großes Aufsehen und wurde auf der Straße von Kinderscharen bedrängt. Um sich dieser ungewollten Aufmerksamkeit zu entledigen, kaufte Anna Bonbons und Kuchen, die sie auf die Straße warf und so die Kinder ablenken konnte. Obwohl sie lieber in Lübeck geblieben wäre, um sich weiter um Julia zu kümmern, beschloss Johann Bruhns, mit Anna nach Brasilien zurückzukehren. Später schenkte er ihr dann die Freiheit, doch Julia und Anna sollten sich nie wiedersehen.“
„ …Belegt ist etwa, dass der in Ahrensburg ansässige deutsch-dänische Sklavenhändler Heinrich Schimmelmann 1777 vier afrokaribische Kinder für die Herzogin von Mecklenburg über den Hafen importierte und der damalige Lübecker Bürgermeister als Mittelsmann fungierte. Die wenige Jahre später im Behnhaus aufgestellten afrikanischen Laternenträger zeugen bis heute von der damaligen Mode deutscher Adeliger, AfrikanerInnen als Bedienstete an ihre Höfe zu holen. Also sogenannte „Kammermohren" dienten sie der Unterhaltung von Gästen, sollten den Wohlstand und die Weltgewandtheit ihrer Herren repräsentieren. Einigen gelang der soziale Aufstieg, so etwa dem 1690 verstorbenen Trompeter Gottlieb, der die Tochter eines Plöner Bürgermeisters heiratete und geschäftliche Beziehungen mit Lübecker Kaufleuten pflegte.“
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In der Hafenstrasse 52, brannte in der Nacht vom 18 zum 09 Januar, zwischen 3 und 3 Uhr 50 das Asylbewerberheim.
Zehn Menschen (drei Erwachsene und sieben Kinder und Jugendliche) starben. Neun von Ihnen waren aus Ländern Afrikas.
Die kamen alle um Zuflucht in Lübeck zu finden und starben in dieser schrecklichen Art und Weise. 38 weitere wurden – zum Teil schwer – verletzt.
• Monika Bunga aus Angola und Ihre Tochter siebenjährige Tochter versuchten auf dem Dach zu klettern und stützen ab. Monica starb auf der Stelle, Ihre Tochter später im Krankenhaus.
• Françoise Makudila aus der demokratischen Republik Kongo und Ihre 5 Kindern starben im 2-ten Stock
• Sylvio Amousso aus Togo wurde nach der Löschung des Feuers tot aufgefunden in dem Vorbau.
• Der 17-jährige Rabia El Omari aus dem Libanon erstickte im zweiten Stock, nach er noch seine Familie erwecken könnte.
Am Morgen nach der Brandnacht wurden im 35 Kilometer entfernt liegenden Grevesmühlen drei junge Männer, denen ein rechtsextremer Hintergrund nachgesagt wird, festgenommen. Nach Zeugenaussagen waren sie bereits vor dem Eintreffen der Feuerwehr am Brandort zugegen. Da sie auffällig waren, nahm die Polizei um 3:55 Uhr ihre Personalien auf. Am Abend des 18. Januars 1996 inhaftierte man noch einen vierten Verdächtigen, der mit den Beschuldigten ebenfalls in der Nacht zuvor in Lübeck war.
An diesem und an zwei der morgens Festgenommenen stellte ein Gerichtsmediziner am späten Abend Brandspuren an Gesichtern, Haaren, Wimpern und Augenbrauen fest, die nicht älter als 24 Stunden sein konnten.[7]
Am 19. Januar wurden sie auf freien Fuß gesetzt, weil sie laut StA über ein Alibi für die Tatzeit verfügten.
Am 20. Januar 1996 nahm man einen zwanzigjährigen, aus dem Libanon stammenden Bewohner des Hauses fest. Er wurde durch die Aussage eines Rettungssanitäters belastet, der angab, der neuerliche Beschuldigte habe ihm gegenüber die Tat gestanden.[9] Allerdings blieben in teils längeren Befragungen seine Zeugenaussagen hierzu nicht frei von Widersprüchen.
Der Libanese wurde am 2. Juli 1996 aus der Haft entlassen, da weder ein hinreichender Tatverdacht noch ein plausibles Motiv aufgezeigt werden konnten. Dennoch eröffnete die Jugendkammer des Lübecker Landgerichts am 16. September 1996 den Prozess und führte ihn mit etwa 40 Verhandlungstagen bis zum 30. Juni 1997. Er endete mit einem Freispruch, den die Staatsanwaltschaft selbst gefordert hatte.
Wer hat nun das Haus angezündet?
Der Mitbewohner, die Grewensmühlener oder jemand ganz anders?
Die Behörde könnte diesen 10-fachen Mord nie aufklären, deswegen müssen wir uns weiterhin Fragen stellen.
Die Ereignisse der Nacht vom 18. Januar 1996 sind Teil der afrikanisch -Lübecker Begegnung. Eine Begegnung des Verlustes geliebter Menschen, von Verletzungen, von Angst, Traumatisierung, der Betroffenheit, des Nicht-Glaubenkönnens und des Widersprechens. Eine Geschichte des Gedenkens und des Anklagens.
Wir gedenken:
• Françoise Makodila Landu, 29 Jahre
• Christine Makodila, 17 Jahre
• Miya Makodila, 14 Jahre
• Christelle Makodila Nsimba, 8 Jahre
• Legrand Makodila Mbongo, 5 Jahre
• Jean-Daniel Makodil Kosia, 3 Jahre
• Monique Maiamba Bunga, 27 Jahre
• Nsuzana Bunga, 7 Jahre
• Sylvio Bruno Comlan Amoussou, 27 Jahre
• Rabia El Omari, 17 Jahre
Quelle :
https://hafenstrasse96.org/
https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BCbecker_Brandanschlag
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https://de.wikipedia.org/wiki/Sultanat_Sansibar
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Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zum Abschluss von Handelsverträgen zwischen den drei Hansestädten und afrikanischen Staaten. 1855/56 wurde der Vertrag zwischen dem 1847 entstandenen westafrikanischen Staat Liberia und den Hansestädten geschlossen, 1859 folgte der Vertrag mit dem Sultan von Sansibar an der afrikanischen Ostküste. Im Archiv der Hansestadt Lübeck ist eine Akte mit Verhandlungen und Vertrag erhalten. Der originale Vertrag in arabischer Schrift steckt in einer goldverzierten Seidentasche.
Sansibar bildete bis 1873 das Zentrum des Sklavenhandels an der Küste Ostafrikas. 1890 wurde Sansibar zum britischen Protektorat, aus dem es sich erst 1963 lösen konnte. 1964 vereinigte es sich mit dem benachbarten Tanganjika zum heutigen Staat Tansania.
Fotos: Handelsvertrag der drei Hansestädte mit dem Sultan von Sansibar, 1859 (Archiv der Hansestadt Lübeck); der Hafen von Sansibar, 1861
https://de.wikipedia.org/wiki/Sultanat_Sansibar
Die Lübecker Stadtbibliothek besitzt eine große Anzahl historischer Theaterplakate. Eines von ihnen wirbt für den Auftritt der fünf „Neger-Sänger“ aus Amerika am 2. Januar 1848. Die Reise der Amerikaner lässt sich dank der Digitalisierung vieler Zeitungen und Zeitschriften des 19. Jahrhunderts gut nachvollziehen. In einer Ausgabe der „Musikalischen Zeitschrift“ von 1847 wird ihre Reise beschrieben:
„Es sind fünf Nordamerikaner die sich „Neger-Sänger“ nennen, zu uns herübergekommen, um in Deutschland Lieder zu singen aus dem fernen Urwäldern und Plantagen ihrer Heimat. Diese Sänger-Gesellschaft besteht aus den Herren drei Dryce, Laurain, Adwin, Marly und Stainer, welche sich bei ihrem langen Aufenthalte in den Negerstaaten Nordamerikas mit den Gesängen, Tänzen, Pantomimen und Sitten der dortigen schwarzen Bevölkerung innig vertraut gemacht haben. In England, wo sie bereits seit zwei Jahren in allen großen Städten sich hören ließen, ganz besonders aber in London, haben sie ungeheure Furore gemacht und dreimal vor der Königin gesungen. Von England aus besuchten sie zuerst Holland, wo sie während fünf Monaten 120 Abend Vorstellungen bei stets gefüllten Häusern und unter großem Beifall gegeben, sowie auch zweimal bei Hofe gesungen haben. In Deutschland angelangt, sind sie in Elberfeld bereits aufgetreten, und werden noch im Laufe dieser Woche in Köln Konzert geben.“
Auftritte gab es Ende 1857 auch in Bremen und Hamburg, in Lübeck traten sie zweimal um die Jahreswende 1847/48 auf, anschließend ging es weiter nach Berlin.
Waren die Sänger Afroamerikaner, wie es das Plakat denken lässt? Keineswegs – es handelte sich um einen frühen Fall von Blackfacing. In der Rhein-Mosel-Zeitung vom 11.11.1847 war über einen Auftritt der Sänger in Köln zu lesen: „Zu den Neuigkeiten hier gehört das Auftreten gepottlohter Negersänger, die durch ihre burlesken musikalischen Vorträge Gefallen finden. Sie machen übrigens kein Geheimnis aus ihrer schwarzen Schminke und kehrten nach der ersten Vorstellung wohl gesäubert mit weißer Gesichtsfarbe in das Hotel zurück.“ Pottlohe oder Eisenschwärze war eine „aus Eisen zubereitete Schwärze, deren sich verschiedene Künstler und Professionisten bedienen“.
https://de.wikipedia.org/wiki/Minstrel_Show
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Zur Überraschung des Kaisers sieht er auf dem Bahnsteig zwei Frauen, von denen die eine einen äthiopischen Orden trägt. Er bittet die Frauen in seinen Salonwagen, wo sie ihre Geschichte erzählen: Die ältere Frau ist die Mutter eines Lübecker Ingenieurs, der 1934 in Äthiopien gestorben war; die zweite Frau war seine damalige Gattin, die mit ihm in Äthiopien gewesen war. Im Auftrag der Regierung Äthiopiens war der Ingenieur mit Vermessungsarbeiten beauftragt. Der von dieser Geschichte gerührte Kaiser schenkt der alten Frau spontan 200 Dollar, damals umgerechnet 900 D-Mark. Und auch der Bürgermeister erhält auch ein Geschenk: eine Gedenkmünze aus Gold, keinen Orden, den dem Kaiser ist bekannt, dass in Hansestädten das Tragen von Orden nicht üblich ist.
Foto: Archiv der Lübecker Nachrichten / Hans Kripgans
https://de.wikipedia.org/wiki/Eurafrika
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Fotos: Archiv der Lübecker Nachrichten/Hans Kripgans, 11.1.1970
https://de.wikipedia.org/wiki/Eurafrika
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Elfenbeink%C3%BCste#Die_unabh%C3%A4ngige_Republik_C%C3%B4te_d%E2%80%99Ivoire_1960_bis_2002
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Foto: Archiv der Lübecker Nachrichten/Hans Kripgans, 16.9.1970
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Elfenbeink%C3%BCste#Die_unabh%C3%A4ngige_Republik_C%C3%B4te_d%E2%80%99Ivoire_1960_bis_2002
https://de.wikipedia.org/wiki/Black_Star_Line_(Ghana)
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1962 wird ein zweiter bei der LMG gebauter Frachter für Ghana folgen.
Foto: Archiv der Lübeck Nachrichten, Hans Kripgans, 10.5.1961
https://de.wikipedia.org/wiki/Black_Star_Line_(Ghana)
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Foto: Archiv der Lübeck Nachrichten/Hans Kripgans, 6.3.1952